Karriere eines
Komplotts ist ein erschütterndes Beispiel dafür, wie Verantwortung, die als
Mandat verliehen wurde, zu Eigennutz verludert und nur dem Erhalt der Macht
und der Selbstdarstellung dient.
Diese unglaubliche Geschichte, die sich haarscharf an der Wirklichkeit
orientiert, legt Zeugnis ab über den Aufstieg eines prahlsüchtigen Egomanen
vom verwahrlosten Arbeiterkind und heranwachsenden Berufsrevolutionär, der
militant gegen die Politik der USA vorgeht, bis zum Spitzenpolitiker der
Berliner Republik, der einen Kriegseinsatz befürwortet und sich in
Washington Liebkind macht.
Der von Ehrgeiz und unerschütterlichem Selbstbewußtsein getriebene
Hauptdarsteller in diesem Buch, ein rücksichtsloser, verschlagener und
rednerisch begabter Schulabbrecher, wird ideologischer Führer und
Aushängeschild einer politischen Bewegung - gesteuert von Dunkelmännern, die
mit ihm ihre eigenen Ziele verfolgen.
Die charakterlichen Merkmale dieser gedungenen Marionette, Medien-Star und
beliebtester Politiker seines Landes, die sich mit Tricks und Protektion den
Weg nach oben freiboxt, sind Metaphern für die Prototypen von
Karriereristen, wie sie überall auf der Welt an den Schalthebeln von Politik
und Wirtschaft zu finden sind: begierig auf Vorteilsannahmen,
geltungssüchtig und machtversessen.
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Zum Anfang
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Eine Sirene vorweg:
damit Sie ganz still sind und zuhören.
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Das Schicksal der Weggefährten:
einer frißt Scheiße, der andere Kaviar.
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Das Bein in der Pfütze:
so hingesegelt, als wär’s ein Bumerang.
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Im Feuerauge der Macht:
Vollidioten, Freunde, ein dunkler Raum.
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Bei Ölgestank und Hunger:
der Glaube an sich und die Vorsehung.
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Ein Herr von Staat:
Huren, Fahnen, Nadelstreifen.
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Schlachten im Maisfeld:
Bomben, Pferde, Pflastersteine.
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Raketen und Eitelkeiten:
als Ehrerbietung in die Sonne geschickt.
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Heimsuchung und mehr:
Arschgesichter, Mensa, Sex im Rudel.
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Kein gutes Haar:
er betet an, was er bekämpft.
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Der Blick ins Fenster:
sechs Schüsse und ein Phantom.
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Jongleur mit sich selbst:
Kriegsgewinne und ein Farbbeutel.
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Zwei am Nachbartisch:
der Bursche kann noch was werden.
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Feuerhaken im Vergessen:
warten, bis Gras über die Sache wächst.
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Unter blühenden Zitronen:
der lange Atem für die Stunde X.
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Zum Autor - Rainer Popp,
...am 24. März 1946 in Staßfurt (Sachsen-Anhalt) geboren, ist Journalist
und Autor. Er lebt und arbeitet in Köln und Hamburg; gelegentlich auch
an anderen Orten, an die er sich zum Schreiben zurückzieht. Zu
Beginn der Sommerferien 1951 flüchtete seine Familie nach politischer
Verfolgung seines Vaters, der als Oberstudiendirektor Germanistik,
Geschichte und Geographie am heimatlichen Gymnasium lehrte, aus der
damaligen DDR in den freien Teil Deutschlands, zunächst nach Bad
Harzburg, dann nach Goslar.
Bereits im Alter von fünfzehn Jahren begann Rainer Popp zu schreiben.
Erste Gedicht-Veröffentlichungen folgten drei Jahre später. Als
Unterprimaner war er Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller.
Nach seinem Volontariat bei der Goslarschen Zeitung ging er als
Chefreporter zum Donau Kurier nach Ingolstadt und danach als politischer
Redakteur und Ressortleiter Zeitgeschehen in die Düsseldorfer
Zentralredaktion der Westdeutschen Zeitung. Er war Korrespondent der
Nachrichtenagentur Deutscher Depeschen Dienst (ddp) in Bonn und - in
Doppelfunktion - Chefredakteur von RTL Radio und RTL Fernsehen sowie
Programmdirektor von Radio Luxemburg; zugleich Chef des
Frühstücksfernsehens von RTL. Rainer Popp ist Mitglied der gegen
Ausländerfeindlichkeit und Rassismus im Jahre 1990 gegründeten Charta
Europa. |

Rainer Popp ist in erster
Ehe verheiratet. Er hat zwei erwachsene Kinder: einen Sohn und eine
Tochter. |
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Die ungeheuerliche, Angst einjagende
Geschichte, die ich Ihnen jetzt mit 56.349 Wörtern als Gleichnis
erzählen werde, ist so wahr und so sicher wie das Amen in der
Kirche; sie ist aber auch reine Fiktion, die sich haarscharf der
Realität nähert, und sie ist nachvollziehbare Wirklichkeit, die der
Phantasie entspringt; sie ist einerseits unfaßbar und auf der
anderen Seite, eingebettet in den politischen Morast, in dem
zahllose, öffentlich aufgehängte Warnschilder von schwarzen Kassen,
Begünstigung und fortgesetzter Regierungskriminalität in aller Welt
sprechen, die denkbare Konsequenz verbrecherischer Energie, die
Vorgehensweise machtversessener Einzelgänger und die Logik
konspirativer Spionagetätigkeit.
Sex-Affären, Saufgelage und bibeldicke Banknoten-Bündel, die
Waffenhändler und pomadige Nadelstreifen-Abordnungen von
Großkonzernen als Parteispenden oder als privat zu verwendendes
Zubrot in Hinterzimmern über den Tisch reichen, gehören ebenso zum
Arbeitsalltag etlicher Mandatsträger wie Steuerbetrug, Geldwäsche,
Testatfälschungen von Rechenschaftsberichten und Bilanzen,
Wechselreiterei, Denunzierungen und notorisches Lügen vor Kameras
und Mikrophonen.
Tötungsdelikte nach Machart von Berufskillern und der Einsatz von
Briefbomben sind selbstverständlich nicht ausgeschlossen. Und im
Geflecht von Logen und Lobbyisten, von Seilschaften und Siegertypen,
von glorreichen Gurus und gewählten Göttern, die eigentlich bis ins
Mark verdorben sind, blühen die Verbrechen in Ministerien, in
Bungalows, in
Palästen, in Amtssitzen, in roten oder weißen Häusern.
Wer hätte sich vorstellen können,... (
John
F. Kennedy)
Wer hätte sich träumen lassen,... ( Richard
Nixon)
Wer hätte es ihm angesehen,... ( Boris
Jelzin)
Wer hätte je in Erwägung gezogen,... ( Uwe
Barschel)
Wer hätte es je für möglich gehalten,... ( Bank
des Vatikan)
Wer hätte es ihm je angemerkt,... ( Craxi)
Wer hätte je auch nur einen Gedanken daran verschwendet,... ( Kanther)
Wer hätte es ihnen je unterstellt, ohne rot zu werden,... ( Sozialisten)
Wer hätte sich dieses Delikt ausdenken können,... ( J.-C.
Mitterrand)
Wer hätte diese Phantasie aufgebracht,... ( Bill
Clinton)
Und wer hätte den ersten Stein geworfen auf den Kanzler... ( Helmut
Kohl)
Daß die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ)... ( Jörg
Haider)
Wer hätte es nicht für immer ausgeschlossen,... ( Silvio
Berlusconi)
Die Aufzählung von Vorfällen der kapitalen Verbrechen, der sexuellen
Verirrungen und der Gesetzesübertretungen von sogenannten
Spitzenvertretern
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Die Aufzählung
von Vorfällen der...
...kapitalen Verbrechen, der sexuellen Verirrungen
und der Gesetzesübertretungen von sogenannten
Spitzenvertretern ließe sich beliebig lang fortsetzen und in
einer vierundzwanzig Bände umfassenden Enzyklopädie
zusammenfassen.
Kein Land von vermeintlicher Demokratie bleibt dabei
ausgenommen, erst recht keine Diktatur; und keine politische
und unternehmerische Ebene wird ausgeschlossen.
Wir alle, die wir Bürger sind und, soweit wir dürfen,
Wähler, kennen die Gaunereien von Korruption und
Begünstigung, von Vertuschung und Bespitzelung, von Betrug
und Verrat, von Gewalttaten und den Anschlägen bezahlter
Killer. Wir kennen die Vorteilsannahmen, die Absprachen
unter der Hand, die Zuwendungen, die man sich gegenseitig
verteilt. Wir haben jedoch, was die Karriere dieses von mir
beschriebenen und von langer Hand eingefädelten Komplotts
betrifft, nicht die geringste Ahnung; ebenso nicht von den
sich dahinter verbergenden Machenschaften und konkret
verfolgten Absichten - im Gegensatz zu einigen
Hintermännern, die ihr beweisbares Material über die
Verwicklung eines Mannes in eine kapitale Straftat bis heute
für eine mehr als zwanzig Jahre andauernde Erpressung
nutzen.
Dieses unsichtbare Würgehalsband, das von jedem Ort der Erde
gesteuert werden kann, wird so lange festgezurrt bleiben,
bis der Täter, dem - vielleicht - nur vorübergehende
Schonung gewährt wird, seine Schuldigkeit getan hat, oder
bis er zu Tode kommt - mag sein mit einem plötzlichen
Gehirnschlag, mag sein als alter Mann im Bett, mag sein bei
einem Anschlag eines Fanatikers, mag sein bei einem
gezielten Mord aus den üblicherweise vorgeschobenen Gründen
der nationalen Sicherheit.
Der Hauptdarsteller in diesem Roman und der
tragisch-durchtriebene Held, den ich Jonas Flack nenne, ist
ein ehrgeiziger, politisch talentierter, wißbegieriger,
rücksichtsloser Egomane: energiegeladen, impulsiv,
zielstrebig, hartnäckig, rednerisch begabt und verschlagen;
einer, der über Leichen geht, der sich vom Schmuddelkind zum
Liebhaber feinster Anzüge verwandelt.
Er ist Schulabbrecher und Arbeiterkind, ist Täter und Opfer,
ist manchen ein Freund und manchen der Feind, ist mehrfach
gescheiterter Ehemann und gutherziger Vater. Seine
ungeheuerliche Selbstmotivation, die er aus der Erkenntnis
seiner frühen Verwahrlosung und dem fanatisch angestrebten
Ziel der Überwindung schöpfte, und sein unerschütterliches,
rüdes, beinahe dämonisches Selbstbewußtsein haben ihn
vorangetrieben - bis, hier und heute, an den Mahagoni-Tisch
einer Ministerrunde.
Der im April Geborene, der, verarmt und verachtet, nichts zu
verlieren hat, der als 18jähriger auf der untersten sozialen
Stufe vegetiert, der von seinen Spielkameraden verspottete
Bildungs-Versager, der sich schon als Heranwachsender für
einen geborenen Führer hält, der sich mit Tricks und
Protektion bis an die Spitze einer Bewegung durchschlägt,
steigt auf vom prahlsüchtigen Herumtreiber und
Gelegenheitsarbeiter, der in der unmittelbaren Nähe von
militanten Terroristen das Herrschaftssystem des Staates
umzustürzen versucht, zum Staatsminister einer Republik, der
die Luftstreitkräfte seines Landes in einen Krieg treibt -
gegen die vor seinen Anhängern stets beschworene eigene
Überzeugung und gegen die pazifistische Doktrin seiner
Partei, zu deren Gründungsmitgliedern er gehört.
Sein nächstes Ziel, das er, durch eigenen Machtwillen
getrieben und genötigt durch seine Erpresser, als gedungene
Marionette anstrebt: Er will und er soll Regierungschef
werden. Unterdessen beten mutmaßliche Terroristen, er möge
doch so schnell wie möglich Staatsoberhaupt werden, damit er
sie aus lebenslanger Strafhaft begnadigen könne.
Noch etwas Absonderliches will ich Ihnen nicht vorenthalten:
Niemand wußte, als ich mit der Arbeit an diesem Buch begann,
worüber ich schreibe. Niemand konnte erahnen, so war ich mir
sicher, welche von mir ausgewählten Personen in welche
Handlungen verstrickt würden.
Die Handlung des Romans, die ich im Kopf hatte, war mein
Geheimnis und sie sollte es bleiben bis zur
Veröffentlichung. Um so größer war mein Erstaunen, als ich,
ein reiner Zufall, in mehreren Gesprächen feststellte, dass
sich der Kern meiner Story, eine Mischung aus Rezension
meiner Phantasie und Reportage meines Wissens, geflüstert
von einem Mund zum anderen, bereits als Gerücht und
Unterstellung oder als sogenannte Geheimdienst-Information
im Umlauf befand.
Wie groß der Kreis derjenigen ist, die mit ihrer juristisch
noch unbewiesenen Nachrede einen real existierenden,
namentlich erwähnten Politiker erledigen oder entlarven
wollen, ist mir unbekannt. Bruchstücke seiner Biographie
sind demjenigen, der gemeint ist, um die Ohren geflogen;
fünfzehn Tage, nachdem ich dieses Buch zu schreiben begonnen
hatte.
Keine Kenntnis darüber habe ich ebenfalls, ob die Theorie
des Komplotts auf einer einzigen Quelle beruht, die in alle
Winde zerfließt, oder ob das giftige Wasser aus
verschiedenen, voneinander unabhängigen Brunnen sickert.
Die Rollen und die Charaktere der Figuren, die auf den
folgenden Seiten agieren und zu Wort kommen, sind ziemlich
frei erfunden, oder sie stammen aus dem Fundus meines
informierten und aktuell aufgeladenen Unterbewußtseins.
Ähnlichkeiten mit Lebenden der Zeitgeschichte, die unter uns
sind und die weiterhin die staatlichen Machtzentren und die
Schlagzeilen beherrschen, wären eigentlich zufällig.
Das gilt ebenso für die Lebensläufe, für die Verstrickungen,
für die namentlich genannten Wohnorte und pauschal für all
das, was gesagt und was getan, oder was unterlassen wurde.
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